Salopp liesse sich Pere Ubu als organisiertes Chaos beschreiben, floskelhaft als Avantgardeprojekt, addiert mit etwas Theorie-Geschwurbel und madiger Musikhistorie, wäre die „Aha-im-Dachstock-läuft-verkopfter-Spezisound-Schublade“ somit schnell bedient… Damit ist grundsätzlich Schluss, End Hits ends this! Horizonterweiterung ist angesagt und zwar radikal, Rasterdenken gehört sowieso in die Tonne getreten. Pere Ubu ist dafür prädestiniert, der absolute Clusterfuck, genial grotesk, infantil neugierig und spielerisch wahnwitzig. Vorstellbar, um den Sound irgendwie zu verbildlichen, ist eine Legokiste oder besser gesagt, was daraus ohne ursprüngliche Baupläne der Modelle entsteht, wenn versessene Bastler damit konstruieren. Die Bausteine entsprechen dabei den Genres und Musikepochen, mit welchen die Truppe jongliert: Progressive, Psychedelic, Proto-Punk, New-Wave und Alternative Rock, um die greifbarsten herauszustreichen. Gemasert und somit klanglich charakterisiert wird Pere Ubu zudem durch die einzige Konstante seit der Bandgründung in Cleavland Ohio 1975, die skurril-bannende Stimme von Mastermind David Thomas. Wunderbar wankelmütig ist seine Tonalität. Tod betrübt im einen und dämonisch spottend im nächsten Moment, unterstreicht sein Gesang den weit über das Musikalische hinausreichenden Facettenreichtum dieser Band.
Beispielhaft dafür nur schon der Name Pere Ubu. Dieser bezieht sich auf König Ubu, die Hauptfigur eines frühen experimentellen Bühnenstücks vom Franzosen Alfred Jarry, welches als richtungsweisend für die Gattung des absurden Theaters gilt. Zentral war dabei die Auflösung von herkömmlichen Bühnen-Strukturen, die Thematisierungen von Absurdität, Chaos, Zufall und nicht zuletzt Tragikomik. Kritische Geister attestierten dem Ganzen nur wenig mehr als spielerisches Experiment zu sein, doch was wenn das nicht alles ist?