Runde zehn Jahre ist es her, am 22. 11. 2002 genau, dass das Mutterschiff der «Psychedelic Speedfreaks from Japan» zum ersten Mal in den Dachstock-Orbit eintrat. Eine Handvoll Konzerte später, neben denjenigen der Ur-Formation auch als A.M.T. & the Cosmic Inferno (mit zwei Schlagzeugern), und A.M.T. Mode HHH (was für «Heretical Heritage Heroes» steht) im Rahmen des Japanese New Music Festivals von Tatsuya Yoshida, unzählige in der Erdatmosphäre verglühende Meteoride haben inzwischen als Sternschnuppen die irdischen Nächte erleuchtet, wird endlich ein Wunsch wahr: Eine ihrer ausgedehnten Touren lässt Acid Mother’s Temple and the Melting Paraiso U.F.O. wieder im Dachstock landen. Es versteht sich von selbst, bei der Frequenz ihres Outputs auf verschiedensten über den Erdball verteilten Labels, dass seither einiges mehr von ihrem Schaffen als in Vinyl oder auf Silberlinge gepresste Materialisationen das Licht der Welt erblickt hat. Darunter das Abnicken der englischen Legenden Hawkwind mit «2010: A Space Ritual» auf dem eigenen A.M.T. Label, eine Live-Aufnahme vom «9th A.M.T.- Festival» in Nagoya am 11. 12. 2010, und die bereits zwei in diesem Jahr erschienen Studio-Alben «The Ripper at the Heaven’s Gate of Dark» auf Riot Season aus England, und «Son of a Bitche’s Brew» für das amerikanische Label Important Records, alle Aufnahmen in neuem Line-Up, in dem Tabata Mitsuru (Zeni Geva, Leningrad Blues Machine, A.M.T. & the Cosmic Inferno u.a.) als fünftes Mitglied der Kerngruppe beigetreten ist, was Hiroshi Higashi erlaubt, sich voll den Keyboards und Synthesizern zuzuwenden. Nicht nur die verschiedenen witzigen Anspielungen in ihren Titeln an die Namen von Bands und historischen Alben, für die wir sie schon kennen, auch der musikalische Gehalt spricht für alles, was Eingeweihte an ihnen lieben, wobei sie ihr musikalisches Universum beständig erweitern. So lassen sich auf «The Ripper at the Heaven’s Gate of Dark» unschwer Zitate und Variationen von Bands wie Led Zeppelin, Doors und frühen Pink Floyd ausmachen, während sie auf «Son of a Bitches Brew» ihre Wurzeln in den frühen, psychedelischen Exkursionen in den elektrifizierten Jazz von Miles Davis erkunden, wobei Tsuyama Atsushi am Sopran-Sax den Wayne Shorter mimt, Hiroshi den Keyboardern Herbie Hancock und Chick Corea die Ehre erweist. Das alles mit dem Sound, für den sie bekannt sind: Ausserweltliche Drone-Geschichten, interstellar überdrehte Rock-Orgien, das lustvolle Graben nach Perlen in der Musikgeschichte, deren Verwandlung in jene Sternschnuppen, welche keine Wünsche offen lassen.