Ein wunderbarer Abend mit zwei grossartigen Live-Acts!
Alternative Hiphop meets New Wavey Electronica!
ASTRONAUTALIS
Nach Ende seines Studiums wendet sich Andy Bothwell, wie Astronautalis mit bürgerlichem Namen heisst, voll und ganz dem Rappen zu: 2003 erscheint sein Debüt-Album “You And Yer Good Ideas”. Drei Jahre später steht “The Mighty Ocean And Nine Dark Theaters” in den Plattenläden und nach einem Labelwechsel zu Eyeball Records veröffentlicht Astronautalis 2008 “Pomegranate”.
Zwischen den Alben stehen ausgedehnte Touren. Jahrelang bereist er über 40 Länder und erspielt sich einen gewissen Bekanntheitsgrad. “Auch in den härtesten Nächten, wenn ich krank bin und im Bett liegen sollte, der Promo-Typ ein Vollidiot ist und nur fünf volltrunkene Gäste vor mir stehen, will ich trotzdem genau diese fünf erreichen.”
“This Is Our Science” hievt ihn 2011 nicht nur in die Billboard-Liste, sondern verschafft ihm auch eine solide Nummer neun in den Hip Hop-iTunes-Charts. Sein Sound lässt sich, wenn überhaupt, irgendwo zwischen Indie- bzw. Progressive Rock, Elektro und Hip Hop einordnen. Neben einigen Raps gibt er auch Gesang zum Besten und attestiert sich selbst damit musikalische Vielschichtigkeit.
Seine Inspirationsquellen sind ebenso durchgeknallt wie passend: Der Wahnsinn eines Isaac Newton, die Schriften von Thomas Jefferson und New Yorker Underground-Rap beeinflussen den mittlerweile in Minneapolis lebenden Mann. Dass dabei kein lyrischer 08/15-Silberling herauskommt, liegt auf der Hand.
Doch trotz einer wachsenden Fanbase bleibt der belesene Rapper auf dem Boden – und ohne Major-Label im Rücken. “Ich war auf vier Kontinenten und es ist großartig, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, all das zu tun. Egal welche Komplikationen oder Probleme auf mich zukommen werden, ich liebe das Touren einfach!”
LIGHT ASYLUM
Shannon Funchess und Bruno Coviello lauten die Namen der beiden Wahnsinnigen, die als Light Asylum zu zweit antreten, die wohlgeordnete Musikwelt aus den Angeln zu heben. Mit frischem, dabei gänzlich unverstellten Blick schnappen sich die Brooklyner das ganze Gothenbüffet und schütteln es durch wie eine Schneekugel. Genregrenzen sind aus ihrer Sicht etwas für Minderbemittelte. Entsprechend müssen alle grantelnden Oldschool-Waver für das selbstbetitelte 2012er Longplay-Debüt auch den eigenen Tunnelblick freisprengen. Light Asylum entpuppen sich nämlich als höchst einzigartig.
Zwischen John Foxx (begnadeter Ultravox-Gründer, bevor Kommerzpate Midge Ure kam, sah und siegte), der Darkroom-Seite von Funkadelic, ganz frühen New Order und einer Prise Gothenfunk à la Bauhaus machen die beiden es sich zwischen allen Stühlen bequem. Getragen von der wilden, gänzlich ungezähmten Energie Shannons, eröffnet sich der nur zu gerne im eigenen Saft schmorenden Szene ein komplett neues Sounduniversum. Frontfrau Shannon zieht mit ihrem pantherhaften Charisma fast alle Aufmerksamkeit auf sich.
Mit einer Wildheit irgendwo zwischen der frühen Grace Jones und einem Werwolf gesegnet, die das vorhandene musikalische Talent geradezu hervorhebt, wird jedes Studio ihre Bühne, wird jede Show ihr Triumph. Allein die Miles Davis-artige Präsenz ihrer Augen reicht live mitunter, jeden Anwesenden in den dunklen Bann zu schlagen. Afro-American-Gothic!