Es zeugt vom sanften Humor des Ted Milton, dass er seit der Ankündigung der «Last Tour» seines Trios Blurt minutiös festhält, wie sich diese letzte Tour, über die letzte letzte bis zum Teil Zwei davon, zu folgenden, weiterentwickelt und hoffentlich weiterhin wird.
Es ist nun dreissig Jahre her, dass Blurt! mit ihrem Sound-Bastard die Musikwelt schockten. Punk war angesagt, und Disco, als ein Schlagzeuger, ein Gitarrist und ein Saxophonist und Poet einen furiosen Mix aus Jazz, Funk, Punk, Disco, Polyrhythmik und freier Improvisation in die Welt setzten. Den Punks waren sie suspekt wegen der Anzüge, den Jazzern weil der Frontmann Irokesenschnitt trug, der Allgemeinheit war ihr Mix zu wild, den Puristen zu durchmengt, den Langweilern zu exotisch, als ihre Single «My Mother was a Friend of an Enemy of the People» einschlug.
Die auf die Knochen reduzierte Zusammenarbeit der drei Musiker, ein Rhythmus-Teppich aus dezidierten Schlagzeugschlägen und Gitarrenriffs, darüber ein lauthals klagendes, brüllendes, schmachtendes Saxophon, gehauchte, geschrieene, gesprochene und gesungene poetische Texte mit einem Hang zu surrealen Bilderwelten, zum Dadaismus, unterlegt mit britischem Humor und urbaner Folklore, prägt das Werk, welches auf zahlreichen, zum grossen Teil mittlerweile vergriffenen Tonträgern dokumentiert ist.
Weshalb auch die verdienstvollen Veröffentlichungen der Compilations «The Fish Needs A Bike» und «The Body That They Built To Fit The Car» ein Segen sind, die einzigartige Musik der Briten zu dokumentieren. Letztes Jahr erschien neben «The Factory Recordings», einer weiteren Compilation, auch eine neue Single: «Cut It!» ist eigenen Angaben entsprechend der erste politische Protestsong von Ted Milton, er bezieht sich auf den Krieg in Afghanistan. Sicher wird das Lied an diesem Abend, wenn einmal mehr das direkteste, das eindrücklichste Erleben der Band ansteht, der Live-Auftritt im Dachstock, auch auf der Set-List stehen.