Nicht nur der Name, auch sonst vieles ist ungewöhnlich am Powertrio Darediablo aus New York: Dass es sich um eine reine Instrumentalband handelt, dass das Line Up aus Gitarre/Bass, Drums und Keyboards, genauer Hammond- und Rhodes-Orgeln besteht, nicht zuletzt das musikalische Gebräu, das die drei servieren.
Angefangen mit dem aus dem Jazz bekannten, klassischen Orgeltrio der 50er Jahre, über den progressiven und härteren Rock, Soul und Funk der 70er, hin zu Spaghetti-Western und Soundtrackmusik, verschiedenen Spielarten von Metal, gar Stonerrock, einiges wird wortlos angesprochen, ohne dass damit ihre Musik definierbar gemacht würde.
Klar ist, dass da auf die Knochen reduzierter Rock’n’Roll zelebriert wird dass es kracht, dass sich Funkgroove und komplexe Akkord-Progressionen swingend zu einem pulsierenden, schnörkellosen Ganzen verdichten, das zu gleichen Teilen in Kopf und Beine fährt, keine Wünsche nach Gesang oder Instrumentalsolos entstehen lässt, die, wieder ohne Worte, für unnötig erklärt werden.
Mühelos wechseln die Saiten von Jake Garcia, der auf den Veröffentlichungen mit Bass oder Gitarre agiert, live oft mit Doubleneck gleich beides mitführt, und die Tasten von Matt Holfords verschiedenen Keyboards Melodie- und Begleit-Parts, nicht selten fordern sich die beiden zu waghalsigen Duellen, immer auf dem soliden Fundament des hart groovenden Schlagzeugspiels von Chad Royce.
Seit ihrem selbstproduzierten Debut «Tunnel of Fire» (1999) haben sie vier Alben im Studio und eines live aufgenommen, nach «Feeding Frenzy» (2003) dieses Jahr mit «Twenty Paces» das zweite für Southern Records herausgebracht.
Da sich Kritiken, wenn es sich um blanke Musik handelt, immer um Vergleiche tun, hier eine Auswahl: Als würden Medeski, Martin & Wood mit den Queens Of The Stoneage jammen, oder eine Fixation auf MC5 haben, Deep Purple, ELP, Led Zeppelin, AC/DC, Black Sabbath und alle ins Zeitalter von Lightnin’ Bolt, Pelican, Don Caballero verfrachtet.
Anders, ohne Beihilfe durch Pressevergleiche: Das mag als retro bezeichnet werden, weil ein Reichtum an Anklängen an die Musikgeschichte vorhanden ist, der belegt, dass der Rock’n’Roll auch schon bessere Zeiten erlebt hat; aber das ist heutige Musik, dem Alltag entsprungen und von Leuten zelebriert, die ihre Instrumente beherrschen, umzusetzen, was sie gerne hören würden, aber von anderen Bands, mit denen sie zuhauf verglichen werden, nicht zu hören bekommen. Und, wie nicht anders zu erwarten, spielen sie ihr Material mit Vorliebe live.
Dies trifft sicher auch auf das Trio Krakatau aus dem Graubünden zu, welches sich ebenfalls im Rock-Idiom zu Hause fühlt, darin mit einem nicht weniger ungewöhnlichen Instrumentarium zu Werke gehend als Darediablo: Mit Bass-Klarinette und Electronics, Kontrabass und Electronics, und Drums schaffen die Bündner, was sie «Hochenergie-» oder «Überdruckmusik» nennen, eine kraftvolle Mischung aus freier Improvisation, Referenzen an Bestehendes, und dem Ausleben momentaner Eingebung: Ein waghalsiges Ballett am Kraterrand, dann ein genussvoll teuflischer Ritt auf dem Lavastrom ins Tal herunter.