In unserer neuen Konzertreihe «ea-series» wollen wir etwa vier Mal jährlich einen Event präsentieren, für welchen die Erweiterung der Ausdruckspalette akustischer Instrumente mit elektronischen, analogen oder digitalen Mitteln charakteristisch ist.
Den Anfang macht mit Lauschangriff eine Band aus Zürich, welche mit dem Motto, dass Angriff der beste Weg der Verteidigung sei, einen solchen auf die Hörgewohnheiten unternimmt. Zu verteidigen gilt es den Anspruch, dass es noch intelligente Rockmusik gibt. Dies von Leuten, welche ihre Sporen in der Jazz-Szene abverdient haben, aber nicht verleugnen können, dass sie mit Jimi Hendrix und Led Zeppelin aufgewachsen sind, ebensowenig, dass sie unterwegs von Komponisten wie Steve Reich oder Arnold Schönberg fasziniert wurden.
Der lustvolle Angriff von Flo Stoffner (g), Flo Goette (bg), Luca Ramella (dr), und der neu fest dazugestossenen Stimme von Joy Frempong tönt demnach, als würden das Mahavishnu Orchestra, King Crimson, Can, oder die frühen Pink Floyd heute musizieren, mit all den Entwicklungen von Rock, Metal, Funk und Jazz unter dem Gürtel. Dabei gehen sie so offen zu Werke, dass sie das Spektrum des Ausdrucks gerne noch mit Gästen erweitern.
So ist auf ihrem selbstbetitelten Debut der Trompeter Eric Truffaz zu hören, auf dem fast gleichzeitig erschienenen Zusammenschnitt aus während einem Engagement im Bazillus-Club in Zürich über die drei ersten Monate dieses Jahres gegebenen Konzerten sind ihre Gäste das Perkussions-Ensemble P-Train, der Akkordeonist Antonello Messina, und Martin Schütz, der Cellist, der die Klänge seines modifizierten Cellos gerne zusätzlich mittels Laptop verfremdet.
Als Teil von Koch/Schütz/Studer auch ein Vorkämpfer für die «Hardcore Chambermusic», als die auch der musikalische Output des Quartetts aus Zürich bezeichnet werden kann, wird Martin Schütz neben dem humorvollen Noise-Dadaisten Joke Lanz (Sudden Infant) auch bei uns mittun beim Lauschangriff.
Der Versuchung des Angebots, auch den amerikanischen, nach England ausgewanderten Drummer Chris Corsano hier zu haben an dem Abend, konnten wir nicht widerstehen. Mit dem Schlagzeug aufgewachsen, durchlebte er seine Phasen mit Hardrock, Metal, Hardcore und Punk, bevor er, fasziniert von Konzerten und getrieben von Gedanken über die Freiheit, den Free-Jazz entdeckte.
Ständig die Möglichkeiten seines Instruments erweiternd, ist er nach Auftritten mit der Free-Folk Big Band The Sunburned Hand of the Man, mit der No Neck Blues Band, Leuten wie Thurston Moore (Sonic Youth), Nels Cline, Jim O’Rourke, und im Duo mit Saxophonisten Paul Flaherty schnell zu einem der gefragtesten Drummer der Szene avanciert. Sein Solo verspricht Klänge, wie sie für ein Schlagzeug völlig untypisch sind, da er sich ein ganzes Arsenal von Tricks und Gadgets zu eigen gemacht hat. Ein Vergleich des kahlrasierten Drummers mit dem Animal aus der Muppet-Show ist nur halb nicht ernsthaft gemeint.