Das vierte Album der aus L.A. stammenden Sängerin/Songwriterin Eleni Mandell, deren Vorliebe zu überraschen schon in ihrer Musik zum Ausdruck kommt, besteht aus ohne Ironie, aber auch ohne Pathos dargebrachten Country-Stücken: «Country for True Lovers» erscheint, ebenso wie die drei ersten Veröffentlichungen, auf ihrem eigenen Label Zedtone, was ihr bereits nach dem zweiten Album «Thrill» (2001) vom Magazin des «New Yorker» die Bezeichnung als «vielleicht die beste Künstlerin ohne (Major-) Plattenvertrag» einbrachte.
Als frühe Einflüsse Tom Waits und die L.A. Punkband X nennend, deren Sängerin Exene Cervenka im übrigen mittlerweile eine Solo-Karriere als Folk/Rock Sängerin/Songwriterin begonnen hat, sind auf den drei Alben bis «Snakebite» (2002) von Eleni Mandell Elemente aus Brecht/Weill-Songs, verführerischem Lounge, Klezmer und Cabaret-Musik mit alternativem Rock verschmolzen, ihre hintergründigen Texte zu unterstützen, die von schwarzem Humor zeugen, und, wie die Musik, an unvorhergesehenen Entwicklungen und doppeltem Boden reich sind.
So mag der Titel «Country for True Lovers» zweideutig sein, denn es geht wohl um ein Land für wahre Liebende, aber dann handelt es sich eben auch um Country für diejenigen, die Country lieben. Oder für diejenigen, die irgendeine Musik, die ursprünglich ist und von Herzen gespielt wird, verstehen. Produziert von Tony Gilkyson, früher bei X und Lone Justice, der ihr auch als Gitarrist ihrer Band zur Seite steht, ist das Album, unter anderem mit Covers von Merle Haggard, Hank Cochran und Irma Thomas, sicher das zugänglichste ihres bisherigen Outputs.
Hoffen wir, dass sie dem Abend das Intro gibt, das sie der von Allen Toussaint für Irma Thomas geschriebenen Nummer «It’s Raining» vorangestellt hat: «I guess I’ll just go crazy!». – Dazu verhelfen dürfte auch die Vorband, die gegen Freibier mit dem Bluegrass genau das macht, wozu ursprüngliche, von Herzen gespielte Musik mitunter auch hilft: Zum Verrücktwerden, ausgelassen Herumhüpfen, sich selbstvergessen zum Narren zu machen.