2004 erscheint mit “The Secret Life Of Captain Ferber” ihr erstes Studioalbum beim neu gegründeten Berliner Label Louisville Records, dass auch ähnlich eigenwillige Bands wie Naked Lunch, Jeans Team oder die Puppetmastaz beheimatet. Darauf offenbaren Kissogram auf Albumlänge erstmals ihren Hang, sich zwischen möglichst vielen Genre-Stühlen zu platzieren. New Wave, Rock, Lo-Fi Bastel-Pop, Dance und sogar Anleihen von Weltmusik verwursten die Berliner, an einem Sampler mit musikalischen Kniefällen vor den Chansons von Hildegard Knef beteiligen sie sich auch noch. Mit “Nothing, Sir!” und “Rubber & Meat” erscheinen weitere Alben bei Louisville, die den Band-Sound bei aller Offenheit für Experimente doch festzurren.
Es ist ein cheesy Ritt durch die Zitatehölle des Pop, bei dem die Ernsthaftigkeit von Indierock belächelt wird und die Definition von Tanzmusik eine spielerische statt eine stumpfsinnig-repetive ist. Zwar haben sich Kissogram für ihr drittes Album mit Joe Dilworth, der bereits bei Stereolab trommelte, einen klassischen Schlagzeuger hinzugeholt.
Dennoch klingen sie weiterhin mehr nach einem virtuosen bis spinnerten Electroclash-Duo als nach einer klassischen Rock-Besetzung, mit der sie nur die Vorliebe für verrauchte Kellerclubs verbindet. Die alleinige Nutzung von Schlagzeug, Bass und Gitarre ist Kissogram schlichtweg zu eindimensional, wenn man schon alte Synthesizer, Midi-Keyboards und sonstiges Flohmarktinstrumentarium sowie einen Laptop zu Hause herumliegen hat. So verhält es sich mit dem Anspruch der Berliner letzlich wie mit dem Werbespruch eines Einrichtungskonzerns: Entdecke die Möglichkeiten.