Als vor Jahrzehnten vorausgesagt wurde, dass in der Popmusik der Zukunft Computer und Live-Instrumentierung neue, innovative Verbindungen eingehen würden, wären wohl Bands wie Laika gemeint gewesen, wohl aber nicht, dass diese eine ausserordentliche Ausnahmeerscheinung sein würden, wie das Laika in der musikalischen Landschaft sind.
Schon die Entstehung der Songs, die Guy Fixsen (Mischpult/Produktion, guit., samples, keyb.) und Margaret Fiedler (voc., samples, guit.) in ihrem Studio zuhause hervorbringen, ist ungewöhnlich: Während es für eine Rockband natürlich ist, neues Material auf der Bühne zu erproben, um es dann im Studio einzuspielen, ist der gängige Weg der elektronischen Musik eher, dass sie im Studio entsteht, und danach ein Konzept gesucht wird, sie live umzusetzen.
Bei Laika geht das umgekehrt, indem die Songs zuerst live, verstärkt um die Rhythmusgruppe von John Frenett (bass) und Lou Ciccotelli (drums, percussion, früher unter anderem im Metal-Projekt Sweettooth und in Kevin Martins neunköpfigem Orchester God aktiv), auf der Bühne umgesetzt werden, wobei die Elektronik live eingespielt wird, ohne Verwendung von Sequenzern, die erst im Studio, wenn das Material zu einem Album verdichtet wird, zum Einsatz kommen.
So schaffen die gebürtige Amerikanerin Margaret Fiedler, die ’89 von New York nach England übersiedelte, weil sie ihre musikalischen Interessen dort eher verwirklichen konnte, die mit Moby unterwegs war, bevor sie in England Teil von Moonshake wurde, mittlerweile u.a. auch mit P.J. Harvey zusammengearbeitet hat, und Guy Fixsen, während fünf Jahren Haustechniker eines grossen Studios in London und Produzent von Bands wie My Bloody Valentine und The Breeders, und bis zur Gründung von Laika auch Mitglied von Moonshake, einen musikalischen Hybriden, in welchem die poetischen Texte von Margaret Fiedler ihre Entsprechung in vielschichtigen, komplexen musikalischen Strukturen finden, welche Bezüge zur Musik unter anderem von Miles Davis, Captain Beefheart, Can und Wire aufweisen, jedoch einzigartig dastehen.
Die Kritik «erfand» auf sie bezogen die Schublade Post-Rock, hat sie auch schon mit Avant-Rock bezeichnet, würde sie wohl auch im Fach für Trip Hop ablegen, wenn selbiges nicht mit so viel produziertem Käse verklebt wäre.
Am Ende sagt der Name am meisten: Laika war das erste Lebewesen im All, ein Hund, der von den Sovjets in den Weltraum geschossen wurde, seinen Trip nicht überlebte. Musik, die Dinge zeigt, wie sie noch kein Mensch gesehen hat, mit der melancholischen Note, welche überzeugte Animal Liberation Front-Anhänger angesichts des Schicksals dieses Hundes empfinden müssen, wenn auch die Texte sich mit dem Menschen und seinen Beziehungen befassen, aus dem Orbit besehen.