Schön wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Operationstisch, oder ähnlich schön, ist das nicht ganz zufällige Zusammentreffen von Lydia Lunch & ANUBIAN LIGHTS mit den LEGENDARY PINK DOTS auf der Bühne des Dachstocks der Reitschule in Bern: Warum sich für eines der Projekte entscheiden, die für den selben Abend angeboten sind, wenn sich beide machen lassen? – Gemeinsam ist beiden Projekten nicht nur das psychedelische Element, der Einsatz der Elektronik, die Länge der musikalischen Karrieren der Beteiligten: Alle haben auch ihre Geschichten im Dachstock: Lydia Lunch mit Lesungen und dem MATRIKAMANTRA-Projekt, ANUBIAN LIGHTS mit Nik Turner und dem Original HAWKWIND Space Ritual, und mit dem denkwürdigen Auftritt am letztjährigen Baufest, und die LEGENDARY PINK DOTS waren auch schon zu lange nicht mehr da. Lydia Lunch, deren Projekt mit A. L. nahtlos an ihr Lounge-Album «Queen of Siam» anknüpft, brilliert mit Zeilen wie «It feels so good to be bad», und legt doch für einmal jegliche Düsternis ab, um zu jazzigen Grooves den coolen, lasziven Vamp zu mimen, während Edward Ka-Spel weiterhin seinem seit über zwanzig Jahren gepflegten Motto: «Sing while you may» treu bleibt, einem optimistischen Statement in düsteren Zeiten.