«Northern Soul» war der Name, der Anfangs der 70-er Jahre auf eine Bewegung aus der Arbeiter-Jugend Nord-Englands gemünzt wurde, die obskure R&B-Aufnahmen aus Nord-Amerika zum Inhalt hatte, den Dunstkreis des aufkommenden Erfolges des Motown-Labels, oft Low-Budget-Produktionen von in ihrer Heimat erfolglosen Künstlern zum Kult erhebend.
Diese hatte, neben einem Hang zu Allnight-Parties und einem nicht von der Stange erhältlichen, individuellen Kleidungsstil, auch den gestreckten Mittelfinger zu den Schallplatten-Firmen zum Inhalt, waren doch die entsprechenden Scherben mit etwas Gespür in den Brockenhäusern und 2nd-Hand-Läden für wenig Geld erhältlich.
Eine Art Hommage an diese Bewegung lanciert Andy Smith, dessen weit gestreute musikalischen Interessen, verbunden mit dem Hang, diese mittels der Scratch-Technik des Hip Hop zu servieren, ihn nicht nur zum langjährigen DJ von Portishead gemacht haben, sondern auch zu einem Pionier des Mainstream-tauglichen Multi-Genre Mix Albums:
Seine Mix-Compilation «The Document» (1998) wurde zum Soundtrack einer Generation, die «Journeys by DJs» von Coldcut mitbekommen hatte, aber mehr davon brauchte. Nicht nur «Document 2» folgte, mit Scott Hendy (Boca 45) gründete Smith auch Dynamo Productions, deren Album «Analogue» wie die «Document»-Veröffentlichungen bereits zum Kult-Klassiker geworden ist.
Eine Einstimmung in den Abend schafft der Kurzfilm «Function at the Junction» von Justin McArdle, der die «Northern Soul»-Bewegung mit sanfter Ironie porträtiert.