Als er mit Christian Vogel unter dem Namen Super_Collider Ende 1999 das Album «Head On» auf ein unvorbereitetes Publikum losliess, fragten sich nicht wenige, ob hier kranke Gehirne oder wahre Genies am Werk gewesen waren. Gäbe es einen Grund, so hiess es, voller Horror vor dem Wesen des Funk zurückzuweichen, so wäre es nicht das Anhören der Musik von James Brown oder von Funkadelic, sondern derjenigen von Jamie Lidell.
Auch auf dem im darauffolgenden Jahr unter dem eigenen Namen auf Warp veröffentlichten Album «Muddlin Gear» entführt Lidell auf eine akustische Reise, die kurvenreicher nicht verlaufen könnte, und hinter jeder Wegbiegung mit neuen Überraschungen aufwartet. Da kann ein an frühe Jazz-Fusion erinnerndes Piano (das Stück «Silent Why» dürfte eine Referenz an Miles Davis’ «In A Silent Way» sein), eine warme Soul-Stimme abrupt durch den unvermittelten Einbruch von Lärm verdrängt werden, da gibt es Computergeräusche, Feedbacks, einen ganzen Kosmos aus geklauten Sounds:
Musik, die der zeitgenössischen Reizüberflutung gerecht wird, indem mit Bruchstücken von Altbekanntem eine musikalische Sprache für die Zukunft geschaffen wird.