Es ist auch seinem verschlüsselten Namen S O H N zu verdanken, dass selbst ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der Debüt-EP “The Wheel” so gut wie gar nichts über ihn bekannt ist. Der Südlondoner, der später in Wien lebt, sich den deutschen Namen gibt, den aber auch noch durch Leerzeichen chiffriert, scheint reichlich exzentrisch. Könnte man jedenfalls meinen. Ob dem tatsächlich so ist, wissen 2013 nur wenige Eingeweihte. Denn außer der Tatsache, dass der Wahlwiener plötzlich auftaucht und ebenso plötzlich Fanmassen akkumuliert, dringt fast nichts nach außen. Erst später wird offenbar, wer hinter dem Projekt steht: ein gewisser Toph Taylor. Und der ist beileibe kein Neuling im Musikgeschäft. Schon in den 2000ern tritt Taylor als Trouble Over Tokyo in Erscheinung. Jedenfalls erobert der Engländer beim Booker-Festival Eurosonic Anfang 2013 erst die Fachpresse, kurz darauf auch den Rest der Musikwelt. Inklusive Lana Del Rey, die ihren Song “Ride” remixen lässt. Die Vorschusslorbeeren ernten Taylor und das Traditionslabel 4AD gemeinsam, als im Frühjahr 2014 das großartige S O H N-Debüt “Tremors” erscheint. Darin umfließt die organische Drum Machine die minimalistischen Synthielinien, während der Multiinstrumentalist mit viel Fingerspitze die Beats und Bässe reindreht und den Song aus der Kammer auf die Tanzfläche hebt. In all den Stücken steckt ein Riesengespür für Eingängigkeit. “Bloodflows” und “The Wheel” sind durch und durch Popsongs, die aber nie den einfachsten Weg ins Ohr suchen. Die oft chopped and screwed S O H N-Stimme lässt sie sanft durch geschlossene Augenlider gleiten.
Den Abend eröffnet FYFE, einer der momentan vielversprechendsten newcommer aus England: “A mix of folk-electronica with a moody vocal that builds to a stunning climax.”