Dass das Konzept vom alten Wein in neuen Schläuchen nicht immer mit negativen Untertönen zu verstehen ist, beweist der umtriebige Schlagzeuger Sean Noonan einmal mehr mit der neusten Veröffentlichung seines Projekts Brewed by Noon.
Mit dem Jazzcore-Trio The Hub in die Zukunft vopreschend, mit dem Duo Chips den Rock, mit dem US-Belgischen Projekt Chunks Funk, Blues und Swing noch dazu demontierend, und neu zusammensetzend, dient Brewed By Noon dafür, die Herkunft zu reflektieren, mit der Erforschung kultureller Wurzeln Traditionen neu zu beleben.
So vereint er seinen keltischen Ursprung, mit Musik vermitteltes Geschichten-Erzählen, afrikanischen Griot und Afro-Jazz, leichtfüssig mit zeitgenössischem Funk und gehörig rockender Downtown-Avant Garde zu einer würzig zusammengekochten Vollwertkost. Eine sättigende Mahlzeit im Gegensatz zu Dingen, die unter dem Begriff «Fusion» oder «Worldmusic» bekannt sind, im Zug der Globalisierung zu einer Art Fahrstuhlmusik verwässert.
Einer ersten Inkarnation mit Noonan, dem aus Senegal stammenden Bassisten Thierno Camara, Jon Madof (Rashanim) und Aram Bajakian an den Gitarren, welche das selbstbetitelte Album einspielte, folgte im Frühjahr 2007 «Stories To Tell» (Songlines), mit der Erweiterung des Line Ups um die irische, in Gaelisch singende Stimme von Susan McKeown, den aus Mali stammenden Abdoulaye Djabate, Dawn Padmore, Mat Manieri (violin), Marc Ribot (guit.), und Jim Pugliese an der Percussion.
Nach den Anfang dieses Jahres erschienenen Live-Mitschnitten, dementsprechend unter dem Titel «Being Brewed By Noon» (Innova), erblickt mit «Boxing Dreams» (Songlines) diesen Oktober das neueste Werk von Brewed By Noon das Licht der Welt, wie das Live-Album dem Line Up von «Stories To Tell» den Bassisten Jamaaladeen Tacuma hinzufügend.
Wiederum erstaunt bei dieser Veröffentlichung die Dichte, welche aus der Vereinigung scheinbar sehr entfernter Traditionen und Spielarten entsteht, eine mitreissende Mixtur, deren einzelne Zutaten uns zum Teil vertraut sein mögen, was durch ihre Verbindung entsteht ist ungewohnt, überraschend, anregend, im Ganzen höchst bekömmlich: ein exquisiter musikalischer Long Drink.
Um das Album in Europa bekannt zu machen, bringt Noonan einen Teil des Ensembles mit über den Teich, für vier Konzerte in Belgien und Holland und eines in Bern, im Dachstock, in der Besetzung mit Abdoulaye Djabate, Marc Ribot und Jamaaladeen Tacuma. Ein Ereignis, das es zu würdigen gilt!