Das Zusammentreffen der zwei Projekte, welche nicht nur über einige Konzerte hier mit der Reitschule verbandelt sind, ausgerechnet im Jahr des 20. Jubiläums des Ortes als Kultur- und Begegnungszentrum, ist ein schöner Zufall.
Die Geschichte der 1979 gegründeten Anarcho-Punkband The Ex aus Amsterdam, ist aus derjenigen der europäischen D.I.Y.- und Squatter-Bewegungen der frühen 80er-Jahre, ähnlich wie Crass oder Einstürzende Neubauten, nicht wegzudenken. Während Crass mittlerweile aufgehört haben, zu existieren, und die Crew um Blixa Bargeld inzwischen bisweilen in Pop-Gewässern schwadert, sind The Ex ihrem Idiom treu geblieben, sich weiter entwickelnd, vorwärts und in jede erdenkliche Richtung.
Zu den kürzlichen Abenteuern zählen Zusammenarbeiten mit Leuten aus der Avant Garde- und Free Jazz-Szene wie John Butcher, Iva Bittovà, Han Bennink, mit welchem sie schon zweimal durch Äthiopien tourten, eine Holland-Tour mit dem kongolesischen Daumen-Piano-Ensemble Konono, die Erweiterung zum Ex-Orkest mit drei Schlagzeugen, einer Bläser-Sektion, drei Bässen und drei Stimmen, Plattenproduktionen mit Steve Albini, eine Adaption von Anthony Burgess’ Roman «A Clockwork Orange» mit der Theatergruppe L’Electrique in einer Schiffswerft im Hafengelände Amsterdams, ein Dokumentarfilm, der anlässlich ihres 25. Jubiläums von einer skandinavischen Equipe gedreht wurde.
Ebenso wie The Ex der D.I.Y.-Ästhetik und -Ideologie verpflichtet ist das Duo Double Nelson aus Nancy, welches letztes Jahr sein 20. Jubiläum feiern konnte. Zwischenzeitlich mit dem Dritten im Bund, Bassisten Kazi unterwegs, sind Gaze (Saiten und Stimme) und Pasc (Saiten, Felle und Stimme) wieder zu zweit, wobei sie für Konzerte von einer Roadcrew begleitet werden: Ihr Sound-Techniker steuert Backing-Tapes bei, ihr Licht-Mensch und zwei weitere Helfer sind für die visuelle Erscheinung zuständig, denn speziell gefertigte Backdrops eines befreundeten Illustrators, welcher auch für die Gestaltung der Covers ihrer Veröffentlichungen verantwortlich zeichnet, und Beleuchtungs-Gadgets machen die Double Nelson-Shows erst zum audio-visuellen Ereignis.
Mit viel Charme und Humor werden wir in eine von Kobolden, Unholden und Phantasie-Wesen bevölkerte Welt entführt, ein retro-futuristisches Comic-Buch Science Fiction-Trash Universum, dessen Bebilderung durch Nonsense-Texte und Post-Industrial No Wave-Disco-Punk untermalt wird. Der Beitrag von Gaze und Pasc zur Errettung der Menschheit durch gute Laune, für Leute mit gehobenen Ansprüchen und einem Sinn für das Absurde.