Von wegen die Österreicher können nur so Geschichten wie Stürmerchristl oder Mono & Nikitaman. Die Waxolutionists aus Wien bringen seit knapp zehn Jahren eine intelligente Mischung aus Trip- und Hip-Hop an den aufgeschlossenen Gehörgang. Auf ihrem fünften Longplayer präsentieren die drei preisgekrönten Soundvisionäre nicht nur prominente Gäste, wie etwa Blumentopfs Roger, sondern gehen in Sachen ”Vielfalt” noch ein bisschen weiter in die Tiefe als auf dem Vorgänger ”Counterfight”. Das mag sich selten auf den ersten Blick erschließen, ist aber eine schöne, hirnvolle Abwechslung in einem weitgehend banalen Hip-Hop-Universum. Ein Album, auf das man sich einlassen muss – ein musikalischer Horizont von New Jazz über Downbeat bis Salsa verlangt eben Aufmerksamkeit.
Mit Infinite Livez vs. Stade, dem zweiten Act, präsentieren wir euch etwas ganz Besonderes: Der Mann, der in der Öffentlichkeit gerne unter dem Anagramm Vinnie Tiefilz hausiert, in Wirklichkeit aber Steven Henry heißt, kommt Mitte der 1970er im Osten Londons, in Bethnal Green zur Welt. Er ist keiner der Musiker, die unbedingt für die Öffentlichkeit gemacht sind, dementsprechend wenig ist über ihn bis zu seinem Besuch des Chelsea Art Colleges bekannt. Als er ”Bush Meats”mit einem Konzert in der Schweiz promotet, lernt er das avantgardistische Electro-Duo Stade kennen, bestehend aus Pierre Audetat und Christophe Calpini. Die beiden Eidgenossen sind bekannt dafür, ihre Musik zum größten Teil live zu improvisieren. Dementsprechend entsteht auch ”Art Brut For Da Yoot”, die erste Kollaboration, die 2007 auf Big Dada erscheint. Ein Jahr später entspringt der Kooperation eine weitere Platte. ”Morgan Freeman’s Psychedelic Semen”führt den abenteuerlichen Weg des Vorgängers fort, ohne dabei wie ein Abklatsch zu wirken. Es ist wie die Erläuterung des Plattentitels durch Big Dada: ”Ein neues Album von Infinite Livez ist immer ein Grund, in seine eigene Hose zu kommen. Sogar als Hollywood Star.”Jawohl!