Der 1993 verstorbene Pianist, Komponist und Arrangeur Sun Ra, als Herman Blount 1914 in Birmingham/Alabama geboren, gehört zu den herausragenden Figuren der Jazzgeschichte Nordamerikas.
Nicht nur der Bruch in seiner Karriere, die als Bandleader und Sessionmusiker in Swing- und Hard Bop-Projekten begonnen hat, als er 1952 verkündet, dass er nicht von dieser Erde ist, sondern vom Planeten Saturn herkommt, auch musikalisch macht ihn das Werk, das er mit seinem Arkestra geschaffen hat, zu einer aussergewöhnlichen Erscheinung.
Dass seine Aktivitäten lange von Chicago ausgingen, mag dazu beigetragen haben, dass mit dem Saxophonisten Ken Vandermark ein zeitgenössischer Exponent der lebendigen Jazzszene dieser Stadt, der seit mehr als zehn Jahren weit über die Jazz- und Improvisierenden Kreise hinaus aktiv ist, sein Werk mit einem Tribut würdigt.
Und so ungewöhnlich wie die zu würdigende Musik muss auch ihre Würdigung ausfallen: Dem orchestralen Aspekt des Werkes von Sun Ra wird der Tribut gerecht, indem zwei Trio-Formationen, notabene ohne Piano, auf ihre Art die auf das Grundgerüst reduzierte Essenz des Werks, seinen Geist aufleben lassen, um dann in einem dritten Set, in der Formation mit beiden Trios, der vollen, entfesselten Kraft des Arkestras zu huldigen.
Da wird also auf der einen Seite Ken Vandermark stehen, im Verbund mit dem Schlagzeuger Hamid Drake (Die Like A Dog, Peter Brötzmann’s Chicago Tentet u.v.a.), einem der gefragtesten Drummer der Improvisierten Musik, der sich ausgiebig mit den klassischen Rhythmus-Kulturen Nord-Indiens, West-Afrikas, mit Gamelan-Musik aus Indonesien und Arabischen Stilen auseinandergesetzt hat, und mit Nate McBride, einem Bassisten, der sowohl den Kontrabass wie seinen elektrifizierten Bruder beherrscht, und als sensibler Begleiter wie als hervorragender Soloist überzeugt.
Auf der anderen Seite das italienische Trio Zu, eine Formation, die sich rühmen kann, John Zorn mit ihrem an den Labelboss von Tzadik gesandten Demo «aus den Socken gehauen» zu haben, und deren fehlende Berührungsängste schon durch die Zusammenarbeiten mit Eugene Chadbourne (u.a. für einen höchst vergnüglichen Tribut an Mötörhead und Duke Ellington, «Motorhellington»), oder durch ihre Touren mit Leuten wie The Ex, Fantômas, The Ruins, Dälek etc. belegt werden.
Mit diesen beiden Trios gleichzeitig auf der Bühne wird definitiv die «Rakete Nummer Neun» abheben «Richtung Venus» («Rocket Number Nine Take Off For The Planet Venus», Titel eines Stücks von Sun Ra), der kosmische Lichtstrahl erglänzen, das himmlische Licht musikalischer Inspiration uns miesen Erdlingen offenbar werden.